"Well Fucked"? – Warum guter Sex auch nach der Geburt möglich ist

Wenn man Eltern wird, verändert sich oft das eigene Verständnis davon, wie Sexualität sein sollte. Es gibt physiologische Veränderungen – der Körper verändert sich und nimmt eine neue Form an. Bei der Frau wird er weicher, weiblicher, anfangs oft einfach müder. Es ist ein Körper, der anders reagiert als zuvor. Auch für den Mann ändert sich viel: Die Verantwortung für die Familie lastet plötzlich auf den Schultern, häufig auch finanziell. Es bleibt weniger Zeit für sich selbst, für Sport, um in Form zu bleiben und Glückshormone zu produzieren.

All das hilft dem Sexualleben nicht – wenn du nicht aktiv versuchst, die Beziehung lebendig zu halten.

Hinzu kommt: Ein Neugeborenes (oder mehrere Kinder) fordert die volle Aufmerksamkeit eines Elternteils – meist der Mutter. Der Partner kann sich dabei schnell an den Rand gedrängt fühlen. Für die Mutter ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass auch der Partner Aufmerksamkeit braucht. Umgekehrt ist es entscheidend zu verstehen, dass Erschöpfung und emotionale Überforderung meist keine persönliche Ablehnung bedeuten, sondern schlicht eine Folge der enormen mentalen und körperlichen Belastung sind.

Selbst kleine Momente des Rückzugs zum Auftanken fehlen oft. Psychologisch findet eine tiefgreifende Neuorientierung statt: der Wandel, den das Mutterrolle mit sich bringt, muss verarbeitet und mit dem Frausein in Einklang gebracht werden. Was häufig geschieht: Die Rolle der „Frau“ wird zugunsten der „Mutterrolle“ vernachlässigt. Eigene Bedürfnisse bleiben unerfüllt – und es entsteht Leistungsdruck im sexuellen Bereich. Auch auf Beziehungsebene kommt es zu Spannungen: Missverständnisse, Frust, Wut.

Hormonell gibt es eine Veränderung für beide Partner. Wie bekannt ist, sinkt bei Frauen die Libido durch hormonelle Umstellungen nach der Geburt (über den ich bereits in einem früheren Artikel gesprochen habe). Doch auch bei Männern sinkt der Testosteronspiegel nach der Geburt – teilweise bis zu sieben Wochen lang – während Oxytocin und Prolaktin steigen. Beides dämpft ebenfalls das sexuelle Verlangen. Daher ist auch für den Mann Sex nach der Geburt nicht gerade der wichtigste Gedanke. Gleichzeitig kann der Cortisolspiegel über Monate erhöht bleiben – bei beiden – wenn Stress nicht abgebaut oder aufgefangen werden kann.

Auch hier ist viel Kommunikation gefragt. Ohne Kommunikation kann keine vollständige und erfüllende Intimität zurückkehren.

Wenn der Sex vor dem Kind besonders erfüllend und lebendig war, besteht Hoffnung, dass sich diese Flamme wieder entzündet. War er allerdings vorher schon eher „Vanilla“, könnte die Motivation sinken, überhaupt wieder neu zu starten. Manchmal wirkt alles okay, aber innerlich fragt man sich: „Reicht das wirklich?“

Es gibt viele Wege, das Sexualleben aufregend zu gestalten – ob in einer monogamen Beziehung oder durch bewusste Öffnung. Entscheidend ist, dass beide Partner sich gemeinsam, ehrlich und neugierig auf die Suche machen.

Heute gibt es zahlreiche Podcasts zu Sexualität, offenen Beziehungen oder neuen Beziehungsformen – von Monogamie bis Polyamorie. Schon mal was von „New Ass Energy“ gehört? Oder „Hot Monogamy“ ausprobiert?

Aber man muss gar nicht so weit gehen.

Oft hilft es schon, den eigenen sexuellen Blueprint zu erkunden – die individuelle erotische Landkarte. Was erregt mich wirklich? Was meinen Partner? Wie viele von uns kennen diesen Blueprint überhaupt?

Sich selbst zu erforschen braucht Zeit, Mut und Lust. Viele Menschen wissen gar nicht, was sie wirklich begehren, brauchen oder sich wünschen – sie spüren nur eine vage Gefühl: „Das kann doch nicht alles gewesen sein…“

Es gibt Austausch, Oralsex, Penetration, unterschiedliche Arten von Orgasmen und doch bleibt eine gewisse Leere. Ein leiser Gedanke meldet sich: „Da muss doch mehr sein.“ Vielleicht trifft das nicht auf dich zu. Vielleicht hast du keinen Anteil deines früheren Rolle – vor Mutterschaft oder Ehe – verloren. Falls doch, frage dich:

Sind diese Anteile überflüssig geworden? Oder haben sie einfach keinen Raum mehr bekommen? Wegen dir? Wegen gesellschaftlicher Erwartungen? Oder weil du glaubst, dein Partner würde sie nicht akzeptieren? Und hast du jemals wirklich darüber gesprochen – oder lebt alles nur in deinem Kopf?

Manchmal stehen uns nur unsere Gedanken im Weg.

Vielleicht würden genau diese Fantasien auch deinen Partner heiss machen? Die Vorstellungskraft kennt keine Grenzen – und oft sind wir offener, als wir denken.

Fühlst du dich schön? Begehrenswert? Geliebt? Attraktiv? “Well fucked”?

Wenn nicht – lass uns daran arbeiten. Alles lässt sich verändern.

Wenn ja – wie wunderbar, dass du bereits erfüllenden, atemberaubenden, kraftvollen, tiefen und bewegenden Sex in deinem Leben genießt.

Du hast bereits eine riesige Welt voller Erfahrungen vor dir – und noch bereicherndere warten auf dich.

Hörst du dir Podcasts an? Es gibt tausende Frauen auf der Welt, die – seit sie ihre tiefsten Wünsche und Fantasien entdeckt haben und Partner\*innen fanden, mit denen sie diese ausleben konnten – nie wieder zum „Vanilla-Sex“ von früher zurückkehren würden.

Ein kurzer Exkurs in die Welt der offenen Beziehungen und Polyamorie. Die Grundidee ist, dass ein einzelner Mensch kann nicht immer alle Bedürfnisse des anderen erfüllen. Und Liebe zu einer Person schließt nicht aus, auch eine zweite oder dritte zu lieben – genau wie man mehrere Kinder lieben kann. Polyamorie basiert auf Respekt, Toleranz und Akzeptanz, dass Bedürfnisse sich innerhalb einer Beziehung sich verändern dürfen. Auch deshalb ist der Blueprint so wichtig.

Aber... ist der Mensch nicht von Natur aus monogam?

Monogamie ist weit verbreitet – biologisch notwendig ist sie nicht. In der Tierwelt dominiert Promiskuität. Bei manchen Arten entstand Monogamie durch Bindung an versorgende Partner niedrigerer Rangordnung – was zu stabilen Paarbindungen führte.

Die hohe Zahl an Affären zeigt: Vielleicht ist es sinnvoll, Monogamie neu zu überdenken – zumindest, wenn sie zu langweiligem Sex führt und keine Veränderung möglich scheint.

Was ist Intimität? Nicht nur exklusive Verbindung zwischen zwei Menschen. Sie kann sich auch auf Dritte ausdehnen.

Die Grundregel lautet immer: Kommunikation und Respekt.

Eine gemeinsame Familie zu haben, zeigt doch oft, dass bereits ein Fundament aus Respekt und Kommunikation vorhanden ist – oder? Sich mitteilen, offen bleiben, sensible und verletzlich sein dürfen spielen eine wichtige Rolle. Gehört werden – ohne verurteilt zu werden. Wenn ihr euch schnell urteilt – könnte das vielleicht ein Hinweis sein, dass es noch Raum für Selbstreflexion gibt?

Ich selbst habe kein Rezept für die perfekte Beziehung – weder monogam noch polyamor. Aber ich weiß: Tiefe Kommunikation und Respekt sind der Schlüssel.

In meiner eigenen Partnerschaft – mit jemandem aus einer anderen Kultur – war Sprache immer der Prüfstein. Und zugleich unsere Stärke. Wenn Missverständnisse auftauchten, haben wir mehr gefragt, genauer erklärt, noch mal darüber gesprochen – und Lösungen gemeinsam gesucht.

Die ideale Beziehung, in der man sich wortlos versteht, gibt es selten. Es sei denn, du kannst Gedanken lesen. Wirkliche Nähe braucht Austausch. Und ehrliche Gespräche – auch über Sex.

Natürlich bilden Liebe, Freundschaft, gemeinsame Erlebnisse und Familie ein stabiles Fundament. Doch wir müssen anerkennen, dass wir uns im Laufe des Lebens verändern – und dass man diese Veränderung gemeinsam durchleben sollte.

Wenn beide bereit sind zu lieben und zu wachsen – ohne Besitzdenken oder emotionale Abhängigkeit – kann Sexualität sich neu entfalten. Authentisch. Lebendig. Entsprechend eurer wahren Wünsche, nicht gesellschaftlicher Erwartungen.

Denn jede Beziehung ist ein eigener Kosmos.

Wenn du deine Wünsche und Bedürfnisse kennst, kannst du lernen, sie auszudrücken - und du wirst eher bekommen, was du brauchst.

Im Sex. In der Liebe. Im alle Bereiche des Lebens.

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